Diaspora Juice

Diaspora Juice

Transkript

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Diaspora Juice - Bukharisch sein

(Jingle)

(Musik)

"Jews, no, no: Jews-Juice! Diaspora Juice"

"Jews, no, no:

"Jews, no, no: Hallo und herzlich Willkommen, ihr hört den Podcast, den Podcast Diaspora Juice und das ist die Folge Nummer 6 mit dem Titel "Bucharisch sein".

"Jews, no, no: (Sounds)

"Jews, no, no: Yes, vielleicht erinnert ihr euch daran, dass ich in der zweiten Folge "Keine Russen" hieß die, darüber gesprochen habe, dass ich jüdisch bin und ein Teil meiner Familie aschkenasisch ist und ein anderer Teil bucharisch und damals habe ich auch versprochen mehr von bucharischen Jüd*innen zu erzählen und von der Geschichte und jetzt nach einer Ewigkeit ist es endlich soweit, genau und damit es nicht nur mein persönliches Familienalbum wird, versuche ich auch ein paar von politischen und historischen Ereignissen, die ich relevant fand, mit zu erzählen und aber auch ein bisschen meine Fragen nicht aus den Augen zu verlieren, die mich daran dran begleiten. Es ist zum einen die Frage nach meiner Familie klar, ich habe viele Dinge von denen ich befürchte, die irgendwann zu vergessen durch die Migration, durch das zerstreut sein meiner Familie auf der Welt. Es ist auch die Frage nach Zugehörigkeit, die mich beschäftigt. dazu gehören können oder nicht, sowohl zu jüdischen Gemeinden oder Community ist aber auch zu anderen migrantischen, postmigrantischen POC Communitys hier in Deutschland, weil da geht es nicht nur darum, wie ich mich identifiziere, sondern auch um die Frage, wie sind denn die überhaupt gestrickt und da finde ich ziemlich viel von aschkenasischer Kultur ziemlich sichtbar davon abgesehen, dass vieles davon auch ziemlich konservativ oder unkritisch dem Staat Israel gegenüber ist, was mir eh nichts taugt gibt es da trotzdem diese Fragen nach Zugehörigkeiten und Repräsentationen von bucharischen oder auch sephardischen oder Mizrahi die die fehlt, genau die Repräsentation, die fehlt. Eine andere Frage, die mich da drin beschäftigt, wenn ich die Geschichte, die Geschichte von Bucharischen Jüd*innen Suche ist, auch diese Frage. Nach Vielfalt und Heterogenität Heterogenität, also genau Vielfalt und Unterschiedlichkeiten von jüdischen Menschen, die aber auch nur unterschiedliche Erfahrungen bedeutet, dass die Geschichte die wie ich finde in Deutschland sehr präsent i

"Jews, no, no: st, jüdische Geschichte sich sehr dolle auf die Geschichte von Europäischen Jüd*innen, von den aschkenasischen Jüd*innen konzentriert und die anderen Geschichten gehen da unter. Und das finde ich schade. Ja und weil Heterogenität oder Vielfalt, ja, so ein Wort ist, das eigentlich auch unterschiedliche Erfahrungen meint, ist da auch die Frage nach unterschiedlichen Privilegien und Diskriminierungserfahrungen, unterschiedlichen Stellungen von unseren Sprachen und Kulturen in postmigrantischen und POC Räumen als jüdische Menschen in Deutschland oder in Europa und ich glaube, was ich da immer wieder spannend finde mich zu fragen, wie war es denn für meine Familie vor der Migration nach Deutschland oder USA oder Israel/Palästina und wie war das eigentlich das Leben damals in Zentralasien, wie war das möglich, dass die jüdischen Menschen jüdischen Kulturen Tür Tür mit muslimischen Menschen und Kulturen zusammen gelebt haben und war das möglich in Frieden zusammen zu leben, wie friedlich war das und ganz naiv gefragt, wir können wir das schaffen das Heute und hierher zu stellen, so eine andere Frage, die mich dann noch beschäftigt ist auch die Frage, woher kommst du eigentlich? Das ist eine Frage, die nicht nur bedingt in dieser Folge relevant ist, sondern auch in anderen Podcast Folgen und ich weiß, dass es auf diese Frage keine Antwort gibt, weil es gibt viele Geschichten von Migrationswegen von leben in der Diaspora, es gibt keine reinen Identitäten, wie wir auch schon in der Folge keine Russen in der Folge Nummer 2 besprochen haben, aber ich finde es auch. spannend, dass unter die Lupe Nehmen. was war da eigentlich los, was ist da eigentlich passiert und das möchte ich diesmal nicht alleine machen, ich habe drei weitere bucharische Jüd*innen eingeladen mit mir über ihr bucharisch sein zu sprechen, deswegen werdet ihr in dieser Folge auch Stimmen von Vicky,

"Jews, no, no: Artur und Irina hören mit ihrem Erfahrungen und Geschichten. Vielen Dank, dass ihr mitgemacht habt

"Jews, no, no:

"Jews, no, no: (Sound)

"Jews, no, no:

"Jews, no, no: und das war meine Einleitung. Jetzt geht's weiter. Jetzt geht's los. Und ich glaube zu Beginn wollte ich von allen dreien hören, was für sie bucharisch sein bedeutet, so ganz, ganz persönlich, was ist das für dich?

"Jews, no, no:

Artur: Also ich hatte das lange gar nicht beantworten können, weil ich glaube, dass ich lange einfach gar nicht so ein Bewusstsein dafür hatte, dass es irgendwie so verschiedene Jüd*innen sozusagen gibt so, sondern es kam auch irgendwie hauptsächlich oder zuerst, dass mein Vater mal so Andeutungen gemacht hat. Er sagt manche russische Juden zumindest auf uns so ein bisschen herabblicken würden, so, das hat er nun mal irgendwie so angedeutet und erst damit war mir das so ein bisschen bewusster, es war für mich super neu irgendwie, da war ich schon irgendwie 25. Bis dahin war immer so das Gefühl, alles klar, du bist als Jude in Deutschland und da gehörst du eh schon nicht dazu und merkst auch, dass das Bild, was die meisten Deutschen von einem haben, dass das nicht passt so aber das ist ja sowieso klar irgendwie ich dachte Lange, das liegt halt daran, dass ihr sowjetische Juden sind, als ich dann wieder später so mehr andere sowjetische Juden kennengelernt habe. War das auf jeden Fall erstmal eine Erleichterung und da habe ich auch noch mal gemerkt so aber das sind halt westliche sowjetische Juden, fast alle, die ich bislang kennengelernt habe, also auch bucharisch sein hat für mich dann irgendwie viel damit zu tun gehabt irgendwie anders zu sein, sag ich jetzt mal, ne? Also als Jude, bist du eh schon irgendwie Außenseiter in Anführungsstrichen und unter Juden war das bucharisch sein für mich dann auch noch mal so ein bisschen Schritte in diese Richtung. Weil es, wie gesagt um mich herum so gut, wie keine Bucharis, also eigentlich außerhalb meiner Familie habe ich nie welche gekannt.

Artur:

Diaspora Juice: ja, das kenn ich auch

Diaspora Juice:

Artur: ich auch deswegen. Das ist ja alles so bucharisch sein auch eine Form von anders sein.

Artur:

Diaspora Juice: das war die Stimme von Artur aus Berlin und da sind schon viele Themen angeklungen, um die es mir auch geht und das impostor Syndrom sich als jüdisch oder nicht jüdisch genug zu fühlen oder nicht weiß genug zu sein, gleichzeitig nicht bucharisch genug dieses othering, das Mensch als jüdische Person, eh erlebt. Yes, aber bevor wir ins reflektieren einsteigen, hören wir uns jetzt zum ersten Mal auch die Stimme von Vicky aus Wien an

Diaspora Juice:

Vicky: Also was für mich bucharisch sein bedeutet. Es bedeutet für mich meine Kultur, meine Familie, die Traditionen, mit denen ich aufgewachsen bin, die Musik, die wir bei Familienfeiern haber, das Essen, das wir bei Shabbes essen und Geburtstagsfeiern essen, es bedeutet für mich Teil zu sein einer wirklich einzigartigen Kultur.

Vicky:

Diaspora Juice: das Interview mit Irina habe ich auf Russisch geführt und dann nachträglich ins Deutsche übersetzt

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Irina (Russisch)

Übersetzung:

Übersetzung:

Übersetzung: Für mich, so habe ich mir gedacht, ist es vor allem die Sprache,

Übersetzung: die unserer bucharischen Jüd*innen sprachen

Übersetzung: die in unserer Familie gesprochen wurde

Übersetzung: von Mama, Papa, Oma

Übersetzung:

Übersetzung: Wir haben sie nicht gesprochen, aber wir haben sie verstanden

Übersetzung: Dann die Bräuche in der Familie, die durch Generationen weiter gegeben wurden

Übersetzung: Koscheres Essen. Das war bei uns nur koschere Fleisch,

Übersetzung: sonst gab es kein anderes koscheres Essen

Übersetzung: Aber andererseits wurde es uns erlaub auch nicht koscheres Essen zu essen

Übersetzung: So etwas wie Hering, Wurst, Würstchen

Übersetzung: Dafür hatten wir eigenes Geschirr, eigenes Schränkchen, eigenes Besteck

Übersetzung: Da waren wir eine gute Familie

Übersetzung: Großmutter erlaubte uns da

Übersetzung:

Übersetzung: Was noch? Unsere Verwandten, unsere große Familie

Übersetzung: die Verwandten, die nur paar Schritte entfernt waren

Übersetzung: sie lebten in der Nähe

Übersetzung: und wenn nicht in der Nähe, dann hielten wir Kontakt

Übersetzung: und unsere Nachbar*innen in der selben Straße, die auch bukharische Jüd*innen waren

Übersetzung:

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: Esja, so hieß meine Mutter,

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: komm mal, meine Mutter sagt geh mal rüber

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: sie bot uns einen Teller Plov an

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: wenn meine Mutter etwas backte, sagte sie, ich gehe mal, biete der Freundin etwas an

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof:

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: So haben wir zusammen gelebt, wir waren verschieden

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: verschiedene Nationalitäten

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: aber wir waren gleichwir unterschieden uns in Sprache

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: Bräuchen, Anzahl der Kinder in der Familie

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: In der Schule war es die gleiche Situationen, alle waren dabei

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof:

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: die Lehrer*innen unterschiedlicher Nationalitäten und Kinder unterschiedlicher Nationalitäten

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: Wir waren unterschiedlich aber wir waren alle gleich

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: Wir wurden besonders behandelt, wenn wir gute Schüler*innen waren,

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: aber wenn du schlechte Noten hattest, hattest du schlechte Noten, unabhängig von deiner Nationalität

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: Und wir sprachen alle Russisch

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: Wir haben nur zuhause unsere Sprache gehört

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof:

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: Wenn Mama mit Papa und Opa miteinander Geheimnisse haben wollten,

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: als wir älter geworden sind, haben sie nicht mehr bukharisch gesprochen

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: dann haben sie entweder uzbekisch gesprochen

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: ja, dann haben sie uzbekisch gesprochen

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: weil uzbekisch haben wir nicht verstanden

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof:

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof: (Sounds)

Unsere Nachbarin rief dann aus ihrem Hof:

Diaspora Juice: Ihr merkt es vielleicht, es ist schwer eine Identität oder eine Kultur in ganz wenige Worte zu fassen. Es setzt sich wie so ein Mosaik aus vielen Steinchen zusammen, an die wir uns erinnern, die wir erleben oder auch schmecken können

Diaspora Juice:

Diaspora Juice:

Artur: ich glaube eigentlich, was das für mich persönlich leider heißt, am Ende des Tages ist wirklich so eine Art auch Gefühl über ein verlorenes Wissen oder eine verlorene Geschichte auch tatsächlich, also, wenn ich was dazu weiß oder erfahre dann - ich kann auch mit meiner Familie irgendwie reden, aber darüber hinaus, so, wäre es dann über Geschichtsbuch oder sowas so, ne? Also es gibt gefühlt nicht mehr für mich zumindest nicht so eine persönlicher lebende oder aktive Community oder irgendwie sowas

Artur:

Diaspora Juice: aber soweit ich weiß bist du auf der Suche und fragst deine Leute nachdem was verloren geht in unserer Generation und auch in postmigrantischen Erfahrungen.

Diaspora Juice:

Artur: Ich bin hinterher und frage nach und will Sachen erfahren und so weiter und irgendwie ich war ja irgendwie kürzlich noch mal da, ich bin in Zentralasien gewesen, also in Tadschikistan und Uzbekistan. Selbst da die Leute sagen so, nu, das wars, von uns gibts nicht mehr viele, wir sind alle alt und es gibt kaum noch Leute, die bleiben und so weiter, also so oder dieses Ding mit dem Beten genau, das hat mir meine Tante letztens erzählt, das wir an manchen Stellen, wir heben halt auch die Hände so gen Himmel so ne? Also nicht gen Himmel, aber so ja wir zeigen mit den Handflächen nach oben, meinte meine Tante, so wie die Muslime auch, nur dass die sich da noch übers Gesicht fassen, das machen wir nicht so, aber das sind so zu Kleinigkeiten irgendwie die glaube ich hier Leute vielleicht nicht machen, es gibt ja auch diese Tradition, dass man sagt, also wie man Leute benennt, ob sie nach dem Vornamen also ob du dann wenn oder Bett von der Mutter oder dem Vater sagst, ich verwechsel das leider manchmal.

Artur:

Artur:

Artur: immer so aber ich dachte hierAschkenasi machen das oft über den Vater. Ich weiß es noch bei der Beerdigung von meinem Vater, dass der aschkenasische Rabbi, der da war, hat nach dem Namen des Vaters von meinem Vater gefragt

Artur: und mein Onkel war so nee, wir machen das nach der Mutter, also nach dann würde das ja im Gebet anders aufgerufen werden sozusagen. So es sind so so Kleinigkeiten, die ich die ich mal aufgeschnappt habe, sage ich jetzt mal.

Artur:

Artur: 13:38

Diaspora juice: Artur erzählt vom verlorenen wissen und was wir alle teilen, glaube ich, ist das was viel exotisiert und zum Konsum gut gemacht wird aber interessanterweise für uns alle vier noch ganz präsent ist, trotz alledem. Ich glaube, das ist auch für viele migrants so. Essen ist wichtig, Essen können wir mitnehmen an andere Orte, Essen ist Liebe und zu Hause und Identität, weil diese Erinnerungen des Körpers, diese sind stärker als die des Kopfes

Diaspora juice:

Vicky: ja und das Essen das gegessen wird, ist das beste was es gibt. Also meine Oma ist die beste Köchin. Ich glaube, das wird jede Familie von sich behaupten

Vicky:

Diaspora Juice: ja, das würde ich über meine Oma sagen

Diaspora Juice:

Vicky: also meine Lieblingsgerichte sind auf jeden Fall auch osh sovo und osh volo und goshgijha ja und diese ganzen Dinge also bucharisches essen. Weil es aus dem asiatischen Raum kommt, ist es sehr Reis behaftet, also sehr viel Reis sehr viel Öl sehr viel, solche Sachen. und Plov ist einer meiner Lieblingsgerichte, das ist einfach Reis mit Rindfleisch Karotten Kichererbsen und es ist extrem lecker genau, Goshgidjha, das sind so einfach Teigtaschen, das ist einfach traditionelle Gerichte mit denen aufgewachsen bin. Ist es halt auch im russischen Raum war sind halt die Salate, die es bei meinen Großeltern gibt zum Shabbes Essen zu 80 Prozent mit Mayonnaise.

Vicky:

Artur: der letzte Anker, wenn nichts klappt, dann dann wenigstens das Essen so da gibt es ja auf jeden Fall so Plov, Bachsch,so Sachen, die für mich dann irgendwie als bucharisch erstmal nicht klar waren und später irgendwann mehr assoziiert wurden so da. oder dann Bukhari als Dialekt, also als Sprache habe ich leider nicht selber so lernen können, aber es wurde um mich ein bisschen gesprochen von meinem Vater und ich weiß, dass Leute das können so gleichzeitig so wird es immer weniger

Artur:

Artur: Irina (auf Russisch, danach die Übersetzung)

Artur: Familientraditionen, das waren Familienessen

Artur: Bachsch, Manty, Plov, Rouladen, Dolma, selbst gemachte Nudeln hat Oma gemacht

Artur: Pelmeni

Artur: Ich denke, ich habe etwas an meine Kinder weiter gegeben, sowohl Pelmeni als auch Manty

Artur: Eigenes Vinegret mit Bohnen

Artur: mit großen besonderen Bohnen, nicht denen für die Suppe

Artur: Syrkaniz, Plov mit Erbsen und Knoblauch

Artur:

Artur: (Sounds)

Artur:

Diaspora Juice: Ja und für mich, das wäre fair, wenn ich auf dieselbe Frage auch eine Antwort habe und ich glaube, das erste was mir einfällt sind die Sommer die wir in Usbekistan damals verbracht haben als Kinder, ich kann mich an den Hof von meinen Großeltern erinnern mit den Weintrauben, die wie ein Dach über dem Hof wuchsen und trotzdem kaum Schatten bei der Hitze schenkten, ich kann mich an die Sommerküche mit meiner Oma erinnern, wo wir zusammen dann irgendwas zubereitet haben, oder ich glaube zusammen ist ein bisschen übertrieben. Ich glaube, ich war die beiden Male, die wir die Großeltern in Usbekistan besucht haben. Da war ich glaube ich zwei und vier, deswegen sind meine Erinnerungen entsprechend, aber es war ein sehr gutes Gefühl, es war also ein Gefühl von von zu Hause und weil die Großeltern lange Usbekistan gelebt haben und wir in Minsk gab's ein paar Mal auch so Päckchen, die wir bekommen haben, daraus kann ich mich sehr gut an die Quitte erinnern. Die in diesem Päckchen mitkam und die nicht vergleichbar ist, mit dem Geschmack und Geruch und Quitten, die in Deutschland wachsen, weil das war unglaublich süß und unglaublich, glaube eine reife Frucht, die in der Sonne Reifen darf. Dann diesen Geruch kann ich mich erinnern und als nächstes kommt wirklich das Essen Plov und Bachsh ich liebe Bachsh, ich liebe Koriander und der Klang von der Sprache die meine Großeltern und meine Tante als die dann irgendwann von Usbekistan. nach Minsk zu uns gezogen waren sich untereinander unterhalten haben und ich habe sie nicht verstanden, aber der Klang ist mir hängen geblieben, das ist mein meine Verbindung zum bucharisch sein und jetzt muss ich zugeben, dass es sehr nostalgisch klingt, das ist für mich etwas, was nicht Teil meiner Gegenwart ist, sondern etwas was mit den Großeltern woanders damals in der Vergangenheit stattgefunden hat und in meinem Alltag in meiner Migration nach Deutschland verloren gegangen ist und das Teil meiner Traurigkeit glaube ich auch.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: (Sounds)

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Yes, das war vielleicht für den ersten Eindruck auch okay, was wir als bucharische Jüd*innen wichtig finden, was uns als erstes an Assoziationen zum bucharisch sein einfällt und jetzt würde ich gerne mit euch etwas in die Geschichte eintauchen, wer hat die bucharischen Jüd*innen überhaupt sind und woher wir kommen und wie wir eigentlich nach Zentralasien und danach in andere Orte der Welt gekommen sind, wir sind eigentlich bucharisch Jüd*innen und warum heißen wir so und zwar haben, die bucharischen Jüd*innen ihren Namen nach einer Regionen Zentralasien bekommen Buchara ist eine Stadt in Usbekistan, aber der Name kommt nicht, der Name bucharische Jüd*innen kommt nicht nur von der Stadt Buchara, sondern vom Bucharischen Emirat, also einer größeren Region, die autonomen war, wo viele jüdische Menschen eigentlich damals lebten gemeinsam mit Usbek*innen, Tadschik*innen und anderen nationalen, kulturellen oder ethnischen Gruppen. Und wie sind denn Jüd*innen überhaupt dahin gelangt, dass eine Frage die ganz ganz weit in die Geschichte zurückgeht und zwar auf die babylonischen Zeiten und das ist nämlich diese Vertreibungs Geschichte die jüdische Menschen erzählen die Vertreibung Geschichte, wo Menschen aus den Regionen über Griechenland teilweise nach Zentralasien kamen und sich dort ansiedelten und die Zeitrechnung geht bis auf die christliche Zählung eigentlich zurück, wir könnten das babylonische Exil auf 500 irgendwas vor Christus zurück datieren und dann immer wieder in der christlichen Zeitrechnung auch in den Jahren Jahrzehnten danach immer wieder in Geschichtsbüchern Daten und Zahlen finden, wann Menschen, jüdische Menschen aus der Region weiter nach Zentralasien gewandert sind. Der Name buharisch allerdings war ganz lange eine Fremdbezeichnung, weil jüdische Menschen haben sich einfach als jüdisch bezeichnet, bucharisch wurden sie aber erst im 19. Jahrhundert von Reisenden aus Europa benannt und zwar gibt es da eine Jahreszeit von 1820, wo viele Reisende aus

Diaspora Juice: Russland waren und die jüdischen Menschen nach der Stadt Buchara und dem Bucharischen Emirat benannten. Und die bucharischen Jüd*innen die in der Region lebten waren viel im Handwerk tätig, es ging viel um Seidenproduktion, das Weben, das Färben und später aber auch um den Handel und ich glaube die Seidenstraße die auch in vielen Geschichtsbüchern auftaucht, die Europa und Asien verbindet, wo viele Handelswege mit verbunden waren und durch den Handel aber auch viel kulturelle rAustausch stattgefunden hat. Nicht immer nicht immer gleichberechtigt, sondern auch viel mit Ausbeutung zu tun hatte, führte trotzdem durch die Region wodurch für jüdische Menschen dann aber auch Möglichkeit von Geschäften da war und auftauchte. und dann sind wir jetzt ungefähr im 19. Jahrhundert wurde Russland, also das russische Imperium mehrere Territorien mit Gewalt eingenommen hat, annerktiert hat, viele Kriege in Kaukasus mit der Türkei in Zentralasien in Asien geführt hat und Gebiete annektiert hat auch das Kokander Chanat auch die Stadt Samarkand militärisch eingenommen hat und so überall von Russland aus eigentlich so eine wie nennt man das, eine Verwaltung eingesetzt hat, die eigentlich dem russischen Imperium Unterstand.

Diaspora Juice: Zeitlich bewegen uns dann weiter Richtung Oktoberrevolution und Sowjetunion, wo dann die Chanate und Emirate, die Regionen, die früher sehr vielschichtig waren durch die Sowjetunion neu strukturiert wurden und dann versucht wurde nach eigenen Vorstellungen von so nationalen Einheiten eigentlich diese Republiken zu schaffen, wodurch dann bucharische Jüd*innen in den Republiken Usbekistan Tadschikistan aber auch Kyrgystan und Kasachstan lebten, wobei die meisten bucharischen Jüd*innen auf den Gebieten der heutigen Usbekistan und Tadschikistan lebten. Auch genau, wie wir hören in dieser Podcast Folge spreche ich und Irina aus einer Perspektive aus Usbekistan und Vicky und Artur haben ihre Geschichten in Tadschikistan in Duschanbe.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: (Sounds)

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Und ich fände an dieser Stelle wichtig zu sagen, dass nicht alle jüdische Menschen die in Usbekistan und Tadschikistan grad zu Sowjetzeiten lebten, bucharisch sind, es gibt auch viele aschkenasische Familien, die am Anfang der Sowjetunion aus Ukraine oder auch Belarus nach Zentralasien deportiert wurden, Auf Grund von Enteignungen und Entkulakisierungen in Lager deportiert. Manche wurden gar nicht, weil sie jüdisch waren deportiert, sondern erlebten dann auch Repressionen und wurden teilweise in den 30er Jahren umgebracht und es gab aber auch viel Hunger und Repressionen, vor allem in der Ukraine, die Menschen auch in die Flucht trieb, deswegen gab es auch viele aschkenasische Familien, die dann ins Zentralasien Zuflucht fanden. Und dann später auch im Zweiten Weltkrieg gab's Evakuierungen aus Europa nach Zentralasien und ich glaube das ist so alles was mir einfällt an Wegen der Migration, die ziemlich gewaltsam war, wodurch zum Beispiel, Usbekistan oder Tadschikistan auch aschkenasische Familien lebten, das ist so der negative Teil der Migration, die es gab. Es gab aber auch Migration, die mit Arbeit zu tun hatte, viele Gründe, warum jüdische Menschen, jüdische aschkenasische Menschen auch in Zentralasien lebten oder immer noch leben und deswegen finde ich aber auch wichtig zu sagen, dass diese Gleichstellung von Zentralasien gleich bucharisch jüdisch nicht zutreffend ist.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: (Sounds)

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Und die Sowjetunion, die proklamierte ja die Gleichheit und Brüderlichkeit aller Völker und Kulturen, es gibt immer noch dieses Bild von, damals lebten ja alle in Frieden miteinander und waren unterschiedlich und gleich und gleichzeitig gibt es aber auch trotzdem auch von damals Geschichten von Rassismus und Antisemitismus untereinander und es gibt aber auch die Geschichten von russischer Dominanz oder der Dominanz von slawischer Kultur zum einen und vor allem aber auch die Dominanz der politischen Ausrichtung der Ideologien, die von Russland ausgingen und dadurch die Sprachen und die Kulturen, die es im Osten von der damaligen Sowjetunion im Süden von der damaligen Sowjetunion, wenn wir auf die heutigen Kaukasus schauen auf Zentralasien schauen auf Osten,also Asien schauen, finden wir da immer wieder Geschichten von Repressionen und Unterdrückung von Kulturen.

Diaspora Juice: Genau, deswegen finde ich, dass das eine Widersprüchlichkeit ist, die zu der Geschichte der Sowjetunion dazugehört und es gibt immer wieder die Romantisierung von der Sowjetunion als Vielvölkerstaat, die ich mit sehr Vorsicht genießen würde und eigentlich eher finde, dass das ist ein Forschung fehlt und dass das viele marginalisierte Stimmen, die damals und heute unterdrückt werden, eigentlich nicht gehört wurden. Genau und deswegen habe ich zu der Geschichte oder zum Leben von bayerischen Jüd*innen in der Sowjetunion ein historisches Ereignis herausgesucht, von dem ich gerne berichten würde, der aber auch ziemlich gewaltsam ist und auch zu Migrationen oder Auswanderung von vielen jüdischen Menschen von den Bucharischen Jüd*innen auch. Auch aus Usbekistan führte und zwar gab es am zweiten Mai im Jahr 1990 in Andijan einen rassistischen und antisemitischen Pogrom, bei dem die Häuser von nicht usbekischen Menschen geplündert und zerstört wurden. Es betraf insgesamt 13 bucharische und 12 armenische Familien und aber auch weitere Nationalitäten, die nicht usbekisch waren. Es waren mehrere Menschen dadurch verletzt, mehrere Häuser zerstört. Es gab zum Glück keine Toten. als Auslöser dieses Pogroms galt damals ein Fussballspiel in Andijan und Tashkent, bei dem angeblich mehr Tickets verkauft worden seien als Plätze im Stadion überhaupt zur Verfügung standen. Und das Spiel wurde abgesagt, infolge dieser Absage und dieser Unzufriedenheit gezogen dann die wütenden Menschen durch die Straßen von Andijan und gaben sich dieser Zerstörung. Und ich finde es sehr bezeichnend, dass das als Grund angegeben wird, ich würde ja sagen, das mag der Auslöser gewesen sein, aber wir müssen auch nach den Ursachen fragen, warum ausgerechnet die nicht usbekischen Familien es waren, die von dieser Gewalt getroffen wurden und welche Rolle eigentlich nationalistische Stimmungen in der Sowjetunion und in den 90ern gespielt haben und dann kommen wir wieder zu der Frage, wo geht es um nationale Unab

Diaspora Juice: hängigkeit und wo kippt sie in Nationalismen.

Diaspora Juice: Da fällt mir so eine Anekdote ein und zwar hat meine Großtante, also die Schwester meiner Oma mal ihre Memoiren aufgeschrieben, ihre autobiografischen Erinnerungen an ihr Leben und sie hat beschrieben, dass es damals zu Sowjetzeiten, ich glaube, wir sind jetzt so in den 60er 70er Jahren in den 60er Jahren müssten wir sein an ihrer Universität in Kokand oder Tashkent, ich weiß es nicht mehr genau, eine Ausschreibung gab, das Studierende unterstützt, die von da sind. Ich weiß nicht, was die korrekte Übersetzungen ins Deutsche ist auf Russisch hieß (Russisch), indigenous people auf Englisch heißen, Menschen die von da sind. und sie sich dann auf die Förderung damals beworben hatte und aber abgelehnt wurde, weil sie weil sie bucharische Jüd*in ist und sie selbst ziemlich verdattert war, weil sie dachte, und ihr Onkel ebenfalls ziemlich überrascht darüber war, weil sie als Familie ist, bucharische Jüd*innen schon seit mehreren hundert Jahren in der Region lebten und sich selbst als von da begriffen und bezeichneten, aber warum jüdische Menschen die nirgendwo von da sind oder nirgendwo von da sein können oder dürfen, außer wie beziehen uns

Diaspora Juice: auf diese historische Geschichte von vor paar tausend Jahren auf Israel/Palästina, was ich auch nicht möchte, dass dieses Von da eigentlich nicht zu beantworten ist. Genau und ich glaube aber auch, dass das was damit zu tun hat, dass russische Imperialismus oder die Dominanz von russischer Kultur auch in Usbekistan auf Widerstand traf und deswegen Menschen Unterstützung angeboten wurde, die zwar nicht russisch slawisch waren, aber dadurch auch andere marginalisierte Menschen ausgeschlossen wurden.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: (Sounds)

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Was mir als Kommentar an politischen Ansätzen dazu einfällt, ist die weit irgendwo diese Redewendung, die vermutlich schon um die 500 Jahre alt ist, oder noch älter, aber Niccolo Machiavelli zugeschrieben wird, divide and rule heißt teile und herrsche. Wikipedia schreibt dazu, dass diese Formulierung empfiehlt, eine zu besiegende oder zu beherrschende Gruppe in Untergruppen miteinander widerstrebenden Interessen aufzuspalten. Dadurch soll erreicht werden, dass die Teilgruppen sich gegeneinander wenden, statt sich als Gruppe vereint gegen den gemeinsamen Feind zu stellen.

Diaspora Juice: Auch etwas, was wir heute als Opfer Hierarchien oder Opfer Konkurrenzen kennen oder so nennen, dass die marginalisierten Gruppen anstatt miteinander solidarisch zu sein und zum Beispiel gegen white supremacy oder Patriarchat zu kämpfen, sich gegenseitig ausschließen und bekämpfen, was ganz schön schade ist.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: (Sounds)

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Aber ich bin ein bisschen gesprungen, ich gehe noch mal zurück zu dem Punkt wo ich war, ich war in der 90er Jahren und wollte davon erzählen, dass ganz viele jüdische Menschen in den 90ern seit dem Zerfall der Sowjetunion oder dem Ende der Sowjetunion die Region Usbekistan verlassen haben, weil es eine Unsicherheit gab in Bezug auf Akzeptanz weil es nationalistische Stimmungen gab, ganz viele Menschen haben Tadschikistan verlassen, weil es da auch in den 90er Jahren einen Bürgerkrieg gab, ganz viele bucharische Jüd*innen haben die Sowjetunion in den 80igernverlassen, weil es von Israel eine offensive Politik gab, die jüdische Menschen nach Israel holen wollte, die Anreise und das Ankommen unterstützt haben und so haben viele bucharische wie aschkenasische Jüd*innen versucht, die UdSSR zu verlassen, auch weil es viele politische und wirtschaftliche Unsicherheiten gab. Da gab es eine eigene schräge Bezeichnung für die Menschen, otkazniki auf Russisch, refuzniks auf Engisch oder die Abgelehnten auf Deutsch. Die Menschen, die Ausreiseanträge gestellt haben, auf Grund ihrer jüdischer Herkunft, um nach Israel auszureisen aber abgelehnt wurden. Das gelang nicht allen. Aber die Unruhen einer Sowjetunion und die Unsicherheiten brachten viele dazu nach anderen Orten zu suchen, woanders hinzugehen und so ging es auch zum Beispiel meiner Familie. Ein großer Teil meiner Familie hat Anfang der 90er Usbekistan verlassen, bis auf wenige haben alle Menschen. Entweder Richtung USA oder Richtung Israel oder Israel/Palästina. Und wie wir hören können, dass Vickys Family auch schon in den 80ern getan und Arthur's family hat Duschanbe in den 90ern verlassen auch Richtung Deutschland aber auch Richtung USA und Israel/Palästina

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: (Sounds)

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: an dieser stelle würde ich gern ein paar zahlen nennen

Diaspora Juice: damit ihr ungefähr eine vorstellung davon habt,

Diaspora Juice: von wievielen bukharischen jüd*innen wo und wann wir in der geschichte sprechen

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: also

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Anfang des 20igsten Jahrhunderts lebten ungefähr 20.000 bucharische Jüd*innen in Zentalasien

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Später da, zu Sowjetzeiten haben ungefähr 17 Tausend bucharischer Jüd*innen die UdSSR verlassen, 15,5 Tausend Richtung Israel/Palästina, die anderen anderthalb Tausend nach USA, Kanada und Österreich.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: es blieben also wenige auf die gesamte Sowjetunion verteilt, ungefähr 3000.

Diaspora Juice: Also ganz weniger im Vergleich zur Größe der Sowjetunion und der Anzahl der aschkenasischen Gemeinden. Heutzutage gibt es ungefähr 320 Tausend bucharisch jüdische Menschen, die überall auf der Welt verteilt leben.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Die größte Gemeinde von bucharischen Jüd*innen lebt heutzutage in Israel/Palästina mit ungefähr 160 Tausend Personen.

Diaspora Juice: In den USA und Kanada sind es ungefähr 120.000 bucharische Jüd*innen, davon leben 80.000 allein in New York. Das ist die zweit größte Gemeinde weltweit

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: In Österreich lebt die Hälfte der bucharischen Jud*innen in Wien

Diaspora Juice: und bilden mit ungefähr 1200 Personen (500 Familien) die größte Gruppe der ca. 6.900 Mitglieder der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: In Deutschland wurden etwa 2000 bucharische Jud*innen gezählt. Die hauptsächlich in den Städten Düsseldorf, Hannover, Leipzig und Trier leben. Die größte Gemeinde mit etwa 340 Personen besteht in Hannover.

Diaspora Juice:

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden: Außer dass in Russland im Jahr 2002 54 Personen mit russischer Staatsbürgerschaft und eine Person mit ukrainiscer Staatsbürgerschaft sich als bucharische Jüd*innen identifiziert haben. Aber das ist schon mehr als 20 Jahre her.

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden:

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden: (Sounds)

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden:

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden: Damit sind wir fast am Ende dieses allgemeinen historischen teils angelangt über die Geschichte von bucharischen Jüd*innen, ich habe noch ein paar random facts, die ich euch erzählen kann und möchte, die ich nicht in die andere Geschichte reingekriegt habe, aber die mir irgendwie wichtig sind auch

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden: weil ich sie so als Fragen mit mir rumtrage gerade. eins der Themen ist die Assimilation in Zentralasien,die anders als in Europa keine christliche Assimilation bedeutet. Sondern es geht um die Zwangsassimilierung von jüdischen Menschen, die zum Islam konvertiert sind. Manche vielleicht freiwillig, manche vielleicht doch nicht. Sie wurden tchalla genannt. Ich weiß auch da nicht, ob tchalla als Selbstbezeichnung benutzt wurde oder dann doch Fremdbezeichnung oder Beleidigung fungiert hat. Und es gab in vielen großen Städten auch eigene jüdische Viertel, z.B. in Tashkent, in Duschanbe genauso. Jüd*innen, die zum Islam konvertiert sind, war es erlaubt in den jüdischen Vierteln zu leben, aber untereinander heiraten wurde nicht akzeptiert.

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden: Und den anderen random fact hören wir jetzt von Irina

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden:

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden: Irina (spricht Russisch, ins deutsche Übersetzt) In Kokand, die allererste Zeitung, die herausgegeben wurde, die ist immer noch gibt, die Fahnen der Arbeit übersetzt. das war zualler erst die Zeitung von Bucharischen Jüd*innen, das habe ich in einem Buch gelesen

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden:

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden: (Sounds)

Für die ehemalige UdSSR habe ich leider nicht so viele Zahlen gefunden:

Diaspora Juice: Das waren die Geschichten von bucharischen Jüd*innen in der Geschichte. Aber jetzt würde ich gerne mit euch zusammen in die Gegenwart schauen und dabei Vicky, Artur und Irina zuhören, weil ich habe sie auch nach jüdischen oder bucharisch-jüdischen Gemeinden, connections, communities in ihrer Nähe und in ihren Städten gefragt.

Diaspora Juice:

Artur: wir haben gutes Essen und es ist wir sind leider auch sehr konservativ. Ja, also, das kann man leider auch nicht leugnen oder das was ich zumindest an bucharischen Leuten oder Communitys bislang mitbekommen habe, habe ich das Gefühl, zeichnet sich eher über konservativ sein leider aus.

Artur:

Vicky: so schön die buchairische Kultur ist, und das Essen ist, und die Musik ist, ähm hat jede Kultur natürlich auch seine Seiten, mit denen ich mit meiner Ideologie, sagen wir jetzt mal so, also mein Lebenswerten und nicht mein Leben leben wie etwa darein nicht übereinstimme. Da sind also meine Familie ist doch auch noch so traditionell und sehr, teilweise sehr konservativ in dem Sinne, also sie würden sich alle wünschen, dass ich mit 18 schon geheiratet hätte und schon jetzt Kinder hätte und quasi vom Elternhaus ins Ehehaus, aber das hat mir gar nicht gepasst. Also ich habe mir, mir ist ziemlich früh aufgefallen, dass das nicht mein Leben ist und dass ich das nicht so haben will und dass ich ein selbstbestimmtes Leben führen will. Und mir eben das Beste und das schönste und das für mich auch Wichtigste aus meine Kultur ziehen mag zumindest auch nehmen mag und das auch gerne mache und das auch mit meiner Familie feiere aber mein Leben so leben will, wie ich es für mich richtig halte und es mag zwar einigen Leuten nicht so gefallen und wenn dann vielleicht ein bisschen den Kopf schütteln, aber ja das also so die bucharische Gemeinde ist eine sehr wie gesagt, konservative patriarchal strukturierte. Eher misogyne Gemeinde. Aber natürlich gibt es auch Leute wie mich, ich habe bucharische Freunde und Freundinnen, die da anders sind und einfach ein selbstbestimmteres Leben für und die sagen hey, das passt nicht. Es gibt natürlich auch andere die sagen so nein, das ist voll, was sie wollen und heiraten noch jung und kriegen Kinder und sind auch glücklich, also es ist wirklich ganz unterschiedlich. Und ich habe einfach für mich gemerkt, dass es nicht das ist, was ich mit meinem Leben machen will, aber natürlich trotzdem gerne noch das Plov von meiner Oma essen möchte.

Vicky:

Irina:

Irina:

Irina: Das war nur die Kindheit, nachdem ich die Schule beendet habe und nach Minsk ging

Irina: da war keine Jüd*innen in der Nähe

Irina: da waren bukharisch vielleicht nur ich und meine Tante

Irina: andere gab es nicht

Irina: die anderen waren europäische Jüd*innen

Irina: unsere russischen, wie wir sie nennen, Aschkenasi, ja

Irina:

Irina: Aber auch da irgendwelche nährere Kontakte gab es nicht, da gab es Kolleg*innen auf der Arbeit

Irina: da gab es einen Abteilungsleiter, einen anderen Leiter, die Vertretung des Hauptingeneurs gabs auch

Irina: aber das waren so Chefs oder Kollegen

Irina: engeren Kontakt gab es da nicht

Irina:

Irina: Einmal ist eine jüdisches Theater nach Minsk gekommen und mein Bekannter hat mich eingeladen

Irina: Und wirklich, da habe ich gesehen, sehr viele

Irina: sehr viel jüdisches Publikum

Irina: und es war sehr angenehm dort zu sein

Irina: das gab es nur ein Mal in Minsk

Irina:

Irina: Als wir aufgewachsen sind, waren wir nicht mit Religion verbunden, weil unsere Eltern Atheisten waren

Irina: und sie haben gearbeitet, da blieb keine Zeit mehr für die Religion

Irina: die Großmutter hielt sich an die Traditionen, sie fastete, sie hielt sich an Shabbat

Irina: Wir haben sie unterstützt, haben dann Milchprodukte gekauft für sie

Irina: Aber was die Verwandten angeht, sie lebten in der Nähe

Irina:

Irina: Meine Tante kam vor der Arbeit bei uns vorbei

Irina: und teilte mit der Oma alle aktuellen Nachrichten

Irina: sie war die jüngste Tochte und hatte die engste Beziehung

Irina:

Irina: und unsere Oma war sehr aktiv

Irina: wenns darum geht

Irina: und war immer unterwegs und hat allen Menschen geholfen

Irina: nicht nur unsere Oma

Irina: irgendwie war das bei unseren Leuten, wenn es eine Hochheiz oder Beerdigung gab

Irina: oder wenn zum Pessach die Matzen gebacken wurden

Irina:

Irina: haben sich die Menschen zusammen getan

Irina: sie haben im Tandyr gebacken

Irina: da musste jemand backen, jemand den Teig ausrollen, jemand noch was anderes

Irina: deswegen haben sich da immer 2-3 Familien versammelten und das zusammen gemacht

Irina:

Irina: unsere Oma war sehr aktiv

Irina: sie hat allen geholfen

Irina: sie hat auch die Menschen aus unserer Straße geheilt

Irina: ich habe das erst vor Kurzem erfahren

Irina: als sie gestorben war, haben alle gesagt, dass war die Frau, die immer gekommen war, um die Menschen zu heilen

Irina:

Diaspora Juice: Vielleicht habt ihr das schon an der Stimme erraten, ich habe für diesen Podcast ähm auch meine Mutter interviewt, die gerade von ihrer Oma, also meine Urgroßmutter erzählt. Und für mich sind es genauso wie Artur es auch bereits erwähnt hat diese Kleinigkeiten oder diese kleinen Momente, aus dem ich mir Wissen über meine Geschichte oder meine Familie zusammen suche und manchmal so wie jetzt mit so angehaltenen Atem und Tränen in den Augen und lächeln und ausatmen zu hören.

Diaspora Juice:

Artur: In Berlin ist die jüdische Gemeinde in Anführungsstrichen vergleichsweise groß, es gibt schon jüdisches Leben, das wäre fies zu sagen, es gäbe das nicht so, deswegen genau, ich habe hier auf jeden Fall eine Möglichkeit so ein jüdischen Sachen zu teil zu haben, die sind leider alle sehr religiös geprägt, aber das ist auch ein ganz Deutschland, glaube ich, das Problem, das wäre nice so säkuläres Leben sozusagen mehr zu haben, aber das ist so ein gesamtjüdisches Thema sag ich jetzt mal, für alle Beteiligten da mehr auf die Beine zu stellen und ja, das wünsche ich mir auf jeden Fall auch und versuche auch mit ein paar jüdischen, paar jüdische connections da irgendwie aufzubauen, also machen das auch ein bisschen so mit friends oder mit Bekannten.

Artur:

Artur: Ich hatte mal Kontakt zu der zentralen Büros sozusagen, da mal eine Mail geschrieben und die haben mich an die vorhin erwähnte sephardische Gemeinde verwiesen. Weiß nicht, ob es noch darüber hinaus weiteres sephardische oder mizrahische oder andere Gemeinden gibt, ich glaube nicht oder zumindest nicht zu präsent, dass ich sie mitbekommen habe. Ich glaube, die meisten sind da, also aschkenasische so klar, sind auch hier viele Leute aus der Sowjetunion und so, das ist ja auch überall in Deutschland so.

Artur:

Vicky: Ich gehe ganz kurz in die Geschichte zurück. Vor dem zweiten Weltkrieg haben circa 200.000 Jüdinnen und Juden in Österreich gelebt, nach dem Zweiten Weltkrieg waren es knapp 5000 mittlerweile sind es, zälht die israelitische Kultusgemeinde in Österreich, also es ist quasi der Zentralrat der Juden, 10.000 Gemeindemitglieder und man muss schon sagen, dass der Großteil oder sehr sehr viele davon bucharische Leute sind, also Leute die eben aus der Sowjetunion hermigriert sind. Es gab ja auch sowohl in Deutschland, also in Österreich große Migrationswellen aus der Region in den 80iger Jahren und 90iger Jahren. Und da war meine Familie auch dabei. Die bucharische Gemeinde in Wien sind schon paar Tausend Leute würde ich meinen also so 2000 oder sowas. Also, das ganze jüdische Leben spielt sich eigentlich hauptsächlich in Wien ab, es gibt so noch andere kleinere jüdische Gemeinden und Familien in den anderen Bundesländern, aber natürlich nicht in diesem, in diesem Ausmaß bzw. in dieser Größe wie in Wien einfach genau. Es gibt eine bucharische Gemeinde, zwei bucharische Restaurants, koschere Restaurants, also das bucharische Leben lebt, es gibt eine bucharische Jugendorganisation, genau, also es gibt schon sehr viele Möglichkeiten bucharisches Leben in Wien zu leben.

Vicky:

Irina:

Irina:

Irina: Es gibt eine Gemeinde von bucharischen Jüd*innen,

Irina: davon habe ich vor ein Paar Jahren erfahren, es gibt eine in Hannover

Irina: Das hat mir eine Nachbarin erzählt, die selbst aus Buchara stammt

Irina: Aber leider hab ich gerade keine Zeit dahin zu fahren und das zu besuchen

Irina:

Irina: Natürlich wäre das interessant,

Irina: einfach aus Neugierde hinfahren, das anzuschauen, sich zu unterhalten,

Irina: vielleicht an irgendwas teilnehmen

Irina: aber für mich ist das irgendwie wie so ein Verein oder Interessensclub

Irina: weil Religion interessiert mich nicht

Irina:

Irina: Ich bin so aufgewachsen und so viele Jahre ohne Religion gelebt

Irina: Vielleicht

Irina: Irgendwann

Irina:

Irina: Ich toleriere solche Menschen

Irina: und akzeptiere sie

Irina: Dafüür dass sie religiös sind

Irina: vielleicht alle traditionen befolgen

Irina: und so

Irina: aber ich nicht

Irina: nein

Irina:

Irina: Dein Opa hat angefangen in die Synagoge zu gehen

Irina: als meine Oma gestorben ist

Irina:

Irina: Nach dem Tod seiner Mutter, unserer Oma

Irina: hat er angefangen viel in die Synagoge zu gehen

Irina: in Kokond noch

Irina: da war er ganz kurz vor der Rente

Irina:

Irina: und irgendwie ist es auch Pflicht vielleicht dann in die Synagoge zu gehen

Irina: ich weiß das nicht so genau

Irina:

Artur: Ich habe um mich herum keine bucharischen Juden in Berlin. Ich weiß, dass es eine Handvoll gibt oder vielleicht gibt's noch mehr, aber ich weiß nur von wenigen, weil es gab es bis vor Kurzem noch eine sephardische Gemeinde hier die ja auch noch von einem bucharischen Rabbi geleitet wurde, aber es ist kürzlich rausgekommen, dass der über Jahret übergriffig war und er wurde kürzlich abgesägt glücklicherweise. Es ist auf jeden Fall also eine schlimme Geschichte sowieso, und aber auch irgendwie sehr schade für die einzige sephardische Gemeinde in Berlin und soweit ich weiß, die einzige, die jetzt abgesägt wurde und ich hoffe sehr, dass ein anderer sephardischer Rabbi das irgendwie übernimmt oder so, oder das ist da noch Anknüpfung irgendwie geben wird. Ich wusste, dass es da ein paar bucharische Jeden gab, aber ich hatte nicht wirklich Kontakt mit denen.

Artur:

Artur:

Artur: Bislang bin ich dann, wenn es im Bereich der Community geht, kriege ich hauptsächlich die aus meiner Familie mit, aus den USA, aus New York oder ein bisschen aus Israel auch, aber genau das ist dann Familie, aber sonst kenn ich leider aktuell auch niemanden.

Artur:

Diaspora Juice: Fehltst dir?

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: 50.00

Diaspora Juice:

Artur: Safe, also ich sehe ja, ich sehe wie meine Familie in New York lebt, die haben halt, die sind halt eine große Meshpokha an Bucharis und es ist auch nicht nur Meshpokha, also ne, die heiraten sogar untereinander. Also ich ich weiß es, dass das Juden sind. Okay, oder meine eine Cousine die hat keinen bucharischen Juden geheiratet, aber also dafür einen anderen, hassidischen, aber sonst ich weiß nicht, man muss nicht romantisieren und so. Da läuft auch nicht alles gut, ne, aber es wäre schon nett in der Tat, dass ein bisschen näher zu haben, ich habe das Gefühl, ich muss den Kontinent verlassen, also stimmt nicht, ne, aber ich könnte nach Wien oder nach Hannover wahrscheinlich fahren, ich kenn da zwar niemanden, aber so um eine bucharische Gemeinde oder ein bisschen Leute um mich zu haben. In der Tat, er muss sich schon irgendwie weiter weg düsen. Natürlich mach das was mit einem also, ich merke das auf jeden Fall zum Beispiel bei deiner ersten Frage, dieses was bedeutet bucharisch sein für dich, ich hätte ja auch viele Fragen dazu. Und ich habe das Gefühl, ich habe ja niemanden, den ich da direkt ansprechen kann, ich habe niemanden, den ich beobachten kann einfach, weißt du wie ich meine, als ob ich da jemanden miterleben würde. So und dann ist es immer mit so einer Fragilität dann verbunden, weil ich muss irgendwie nach USA oder Israel oder keine Ahnung wohin fahren. So das macht auf jeden Fall Unterschiede, glaub ich.

Artur:

Vicky: Also ganz viele Buchar*innen sind natürlich in New York, in Queens, da sind auch entfernte Verwandte von mir. Aber ja in Wien hat sich tatsächlich auch eine bucharische Gemeinde gefunden und zusammengeschlossen, die halt wiederrum sehr unter sich ist. Also, die bucharische Gemeinde ist sehr… sehr familiär, also man wächst hat auch in der Gemeinde auf. Man geht an die Schulen. Man geht in diese Jugend Organisationen und man ist halt wirklich sehr unter sich natürlich aus, aus kulturellen Gründen, weil man einfach die Kultur auch am Leben erhalten will und die Familie erhalten will und und quasi das Stück Heimat, dass man hergebracht hat, an die nächste Generation weitergeben können natürlich genau, aber ich bin halt nicht so aufgewachsen. Also, ich bin schon Teil der bucharischen Gemeinde einfach aufgrund meiner Familie. War aber an öffentlichen Schulen und, und war nicht in irgendeiner Jugend Organisation oder sowas, habe aber dann ziemlich schnell zu JÖH gefunden, also zu der jüdischen österreichischen Hochschulgruppe, wo ich dann einer der wenigen Buchar*innen dort war, bzw. eine Zeitlang die Einzige, aber ich habe mich halt doch sehr wohl gefühlt, weil die halt sehr also jüdische linke Aktivist*innen waren und ich habe mich sehr sehr identifizieren können mit ihnen. Obwohl das sonst Aschkis waren.

Vicky:

Vicky: (Lachen)

Vicky: und obwohl die alle lieber gefilter Fisch essen als Plov, was ich überhaupt nicht verstehen

Vicky:

Diaspora Juice: ich versteh es auch nicht

Diaspora Juice:

Vicky: Aber ja abgesehen davon habe ich doch einen Platz dort gefunden und bin jetzt auch quasi die erste bucharische Präsidentin der JÖH, was auch - was auch an Meilenstein irgendwo ist, nicht nur für mich, sondern auch für die JÖH und auch ein progressiver Schritt in die Richtung, genau. Und deswegen würde ich , will ich auch als nächste Hausaufgabe mehr über die bucharische Kultur aufzuklären und mehr darüber zu reden. Dass Leute mal checken, dass es nicht nur das Aschkenasische Judentum gibt sondern auch Bucharische, das sephardischen, das drusinische etc. Genau.

Vicky:

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Wir befinden uns grade in einem Themenkomplex, den ich als innerjüdische Diskurse bezeichnen würde. Weil das ein Bereich ist, wo jüdische Menschen, und unsere konservative und liberale oder emanzipatorische politische Meinungen miteinander streiten. Weil das die Frage nach Hierarchien und Repräsentationen von so unterschiedlichen jüdischen Gruppen beinhaltet. Die nicht losgelöst betrachtet werden kann, von Kontexten, in denen wir uns bewegen. Und die Frage gesellschaftlicher Stellung in Bezug auf Whiteness oder Anpassung und Assimilation in die Mehrheitsgesellschaft eine Rolle spielt.

Diaspora Juice: Aber das sind nur Paar Stichworte, die ich mit euch teilen wollte. Weil ich da keine Lösungen, sondern Fragen habe. Wie zum Beispiel die Frage nach der Dominaz von aschkenasischer Kultur. Lasst uns drüber reden oder streiten.

Diaspora Juice:

Aber erstmal hören wir uns an, was Artur dazu zu sagen hat:

Aber erstmal hören wir uns an, was Artur dazu zu sagen hat:

Artur: das ist vielleicht auch eine Kleinigkeit und ich wills Leuten nicht abreden oder so, aber dieses Ding mit Jiddisch sprechen, so. Oder der Bezug zum Jiddischen, also ich gönns den Leuten, voll Premium, so aber ich hab manchmal das Gefühl, auch in den jüdischen Bubbles, in denen ich so chill, sind die meisten, oder eigentlich fast alle Aschkenasim, und klar, für sie ist es dann so, lass uns Jiddisch lernen usw. Voll Premium, aber ich hab manchmal das Gefühl, irgendwie denken alle, alle Juden denken, alle Juden sprechen Jiddisch oder wollen Jiddisch sprechen.

Artur: Oder ihre Großeltern haben Jiddisch gesprochen. Like nein, das ist nicht der Fall.

Artur:

Artur:

Artur: Ich habe so eine Anekdote, die mir dann in den Kopf kommt noch, und vor allem mit mit sowjetischen Juden und deutschen Juden, da hatte ich einen ernüchternden Moment. Das war so eine Situation, dass ich in der jüdischen Gemeinde im Flur saß und auf dem Rabbi gewartet hab, mit zwei anderen Jüdinnen, die zwei waren so friends und kannten sich so und wir saßen halt dann da und haben so gesmall talked und dann war auch dieses Ding so und wo kommst du her und blablabla und die eine ist in Deutschland aufgewachsen, also wir sind alle in Deutschland aufgewachsen, die eine hat aber auch deutschen background, die andere hatte ukrainischen Background und ich meinte dann so, nu, ich komme halt aus Tadschikistan so und die eine, die deutsche Jüdin, war dann so „wo ist das noch mal“, ich so „ja da und da“, die dann so „ah, das ist so ein zurückgebliebene Region oder nicht“. Ich war so übertrieben baff.

Artur: Also erstmal nichts gesagt so. Da war ich einfach so überrumpelt davon und dann meinte die deutsche Jüdin zu ihrer Kollegin, „so kommt nicht hier diese Arkadij auch von dort?“ und die Ukrainerin war dann so, „Nee. Nee, der kommt aus dem Kaukasus“. Und dann ihre Reaktion darauf war „das ist auch so eine so eine Region, wo...“. Und ich saß so da und meinte dann darauf so, ja das ist schon eine sehr pauschale Bezeichnung irgendwie. Trifft es ja nicht so ganz die Sache und ihre Reaktion darauf war dann so „ja, aber als queere Frau ist da bestimmt richtig scheiße“.

Artur: Ja, also ja, unfortunately, also es tut mir leid. So wahrscheinlich stimmt das auch so, dass zumindest für Zentralasien würde ich das auf jeden Fall, soweit ich das beurteilen kann, auf jeden Fall auch sagen, dass es so für Queers und so für viele andere Leute auf jeden Fall scheiße ist, aber ich fand es trotzdem irgendwie super übertrieben oder irgendwie racist so zu sprechen und ich fand es so irgendwie enttäuschend, dass die ukrainische Jüdin, die hat nichts dazu gesagt.

Artur: Und ich war davor noch so yeah, wir sind Sowjets, und sie ist eine Deutsche, so ungefähr, und dann hat sich der Table irgendwie geturnt. Also ich fand es irgendwie. Auf vielen Ebenen fand ich so schade oder irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es irgendwie wrong oder da gab es irgendwie eine Ashkenasy Alliance, und auch also klar, das ist so eine Anekdote, die auch ein bisschen doll ist so ne, aber son Ding, in Bezug auf die Hierarchien

Artur:

Artur: Und vielleicht eine andere noch. Oder ich finde es trotzdem sehr bezeichnend, es gibt diese Wikipedia-Artikel im englischsprachigen Raum. Ich habe es noch mal nachgeguckt, da ist diese Liste über Gruppen, die Zugehörigkeit zum Judentum beanspruchen.

Artur: Ja, das finde ich eine sehr erstaunliche Sache oder spannende auf eine Art auch, weil dort sind natürlich keine Ashkenasim oder Sephardim, also die europäische jüdische Gruppen genannt, die irgendwie als eine Gruppe, die zum Jüdisch sein irgendwie Zugehörigkeit überhaupt nur beweisen muss oder sowas, während sowohl bucharische als auch alle möglichen aus dem asiatischen und afrikanischen Raum Leute, die sich zum Judentum zugehörig fühlen oder bekennen, oder wie auch immer, deren Jüdisch sein, wird halt in Frage gestellt oder es wird so kategorisiert und inwieweit das jetzt proven ist oder anerkannt ist oder nicht? Führt das dann wiederum irgendwie auch zu dieser Frage oder zu diesem Eindruck, dass diese Frage wer und was ist, jüdische irgendwie auch immer noch sehr problematisch zum Teil ist, zu sehr problematischen Diskussionen irgendwie führen kann.

Artur:

Diaspora Juice: Mich zerreißt es manchmal, weil ein Teil meiner Familie aschkenasisch ist und ein Teil bucharisch. Nach den religiösen Regeln, nach der Halacha, wird das Jüdisch sein über die Mutter weiter gegeben und welcher jüdischen Tradition über den Vater. Was in meinem Fall überhaupt nicht der Wirklichkeit entspricht, weil ich meine Kindheit und Sozialisation als jüdische Person mit der Familie meiner Mutter verbracht habe.

Diaspora Juice: Aber das ist eher eine größere Frage, in wieweit die religiösen Regeln an dieser Stelle überhaupt sinnvoll ist oder ob sie nicht komplett an Lebenswirklichkeiten vorbei gehen.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Im Prinzip gibt es im Judentum verschiedene Gruppen oder Ethnien oder however you call it darin sind die Ashkenasim aus historischen Gründen gerade die dominante Gruppe. Ob man das jetzt Ashkenasy Supremacy nennt, das Wort ist auch schon eine starke Nummer, so keine Ahnung. Also ich persönlich würde es mit dieser Ashkenozentrik nennen, wäre damit voll okay, mit auf eine Art für meinen Kontext, ich weiß nicht, in Israel würde man das vielleicht anders benennen. So auch voll okay mit so und vielleicht ist das gerade ein bißchen durcheinander gekommen, oder waren viele Sachen auf einmal, weil im Prinzip... Ich habe das Gefühl, im Prinzip stellen dann, also auf eine Art, stellen dann diese Leute genau die Frage, was sind die und sind die überhaupt noch jüdisch. Das passiert ja aus einer Position heraus, wenn man selber im Zentrum ist, dass aus dieser ashkenozentrischen Rolle heraus stellen, dann stellen sie dann die Frage, sind das Bucharis oder Beita Israel oder keine Ahnung. Sind diese Leute noch jüdisch genug so, dass die schon keine Ahnung was anderes so, klar dont get me wrong. Meine bucharische Verwandschaft würde zu vielen afrikanischen Juden das wahrscheinlich auch absprechen, also auch unsere Leute sind racist und so weiter so, ne, aber es läuft ja auf einer institutionellen Ebene doch noch mal anders, habe ich den Eindruck.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Wenn jetzt jemand die Frage stellen würde, was heißt eigentlich jüdisch sein und so weiter und so fort? Also das war für mich auf jeden Fall auch immer eine recht fragile Sache so, weil ich bin aufgewachsen in einem in einer Kleinstadt, wo es wirklich weit und breit keine anderen Juden gab ganz zu Schweiger dann von bulgarischen Juden, also, das war noch mal so, ne und dann überhaupt innerhalb der jüdischen Sachen würde das jüdischen Wissens oder so da noch mal klar zu kriegen, was da noch mal anders ist als Leute, die europäische Juden sind, das ist noch mal irgendwie ein schwieriger Prozess.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Es gibt noch viel mehr zu erzählen, über bucharische Sprache, Kultur, Communities und Geschichten. Über Hybride Identitäten und Leben in der Diaspora. Noch mehr miteinander ins Gespräch über die angesprochenen Fragen und Themen kommen. Aber nicht mehr innerhalb dieser Folge, sondern ein anderes Mal in einer anderen Podcastfolge oder Gesprächen in echt. Weil die Fragen sind immer da und fühlen sich manchmal dringender an, manchmal sind sie mehr im Hintergrund.

Diaspora Juice:

Diaspora Juice:

Diaspora Juice:

Diaspora Juice: Ja, ich glaube, wir sind wir auch schon am Ende dieser Folge angelangt. Ich sag euch vielen, vielen Dank fürs Zuhören und falls ihr das bisher geschafft habt, freue ich mich über jede Art von Unterstützung, wenn ihr Lust habt, den Podcast an friends weiterzuempfehlen macht es bitte, ihr könnt den Podcast, falls ihr das über Spotify hört auch abonnieren oder Kommentare und tolle Bewertungen da lassen, ich freue mich natürlich auch über jede Art von Feedback über Instagram oder E-Mail, ich danke euch fürs zuhören und wünsche euch noch alles Gute und viel Kraft, danke schön.

Über diesen Podcast

Diaspora Juice ist ein Podcast über Identitäten, Migration und andere Erfahrungen für Jüdische und Nicht Nur Stimmen.

Kontakt:
instagram.com/diaspora.juice

E-Mail:
diaspora.juice (at) posteo (dot) net

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